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VG Frühjahrstagung 2019 – Rückblick

Direkt zu Beginn der diesjährigen Frühjahrstagung unseres Verbandes am Sonntag. 5. Mai 2019, schritt Inspektor Michael Stahl zur Tat. Er zündete eine große Kerze an, um das, was er zur Begrüßung als Impuls transportieren wollte, auch bildhaft zu unterstreichen: „Lass dich von Jesus entzünden, damit du andere entzünden kannst.“ Der Tag im Haus der Gemeinschaft in Barmstedt solle zugleich die erste Phase der Fünf-Jahres-Ausgabe zur Evangelisation sein (vgl. Arbeitshilfe zur VG-Perspektiventwicklung) nach dem Motto: „Komm‘ du zu Jesus – sprich mit ihm neu.“

Es war danach an Gastreferentin Katharina Haubold von der Organisation Fresh X diesen Ball aufzunehmen und unter dem Titel „Mit Gott auf dem Weg zu den Menschen“ auszugestalten. Die auf der Grenze zwischen Ruhrgebiet und Sauerland aufgewachsene Projektreferentin, spielt leidenschaftlich gern Basketball und erklärte, als sie sich in Barmstedt vorstellte, dass ihre Arbeit vor allem mit der Haltung zu tun habe, Kirche und Glaube nicht von der Kirche her zu denken, sondern von Jesus her – so, wie er damals durch die Nachbarschaft gezogen sei.

In der Einheit „Gekommen, um zu bleiben“ am Vormittag ging Haubold zunächst etwas näher auf die Geschichte der Organisation Fresh X ein und erklärte die Wurzeln der Bewegung in der anglikanischen Kirche in England. In Großbritannien sei die Kirche der Entwicklung in Deutschland etwa 20 Jahre voraus. Schon in den 90er Jahren habe man sich dort die Frage gestellt: „Wie sieht eigentlich eine Kirche aus für Menschen, die nicht zur Kirche gehen?“ In Deutschland sei die Geburtsstunde der Bewegung etwa 2004 gewesen. Generell müsse Kirche heute auf gesellschaftliche Trends reagieren und sich diesen anpassen. Da wäre beispielsweise zunächst die Wohnsituation zu nennen, die sich zu früher stark verändert habe. Heute heiße es bei vielen, dass sie sich am Wochenende dann auch mal um das Haus kümmern müssten und so nicht in den Gottesdienst könnten. Oft sei es auch so, dass intensive Bezüge zum Umfeld nicht vorhanden seien – der Austausch mit Nachbarn eher wenig stattfände. Außerdem seien es viele Familien heute gewohnt, einfach viel unterwegs zu sein und immer irgendwo hinzufahren. Es gäbe schlicht auch ein ganz anderes Freizeitverhalten als früher – die Palette der Angebote ist reich gefüllt. Letztlich brachte es Haubold auf die Formel: „An einem Ort zu leben, bedeutet nicht, zusammen zu leben; und zusammen zu leben, heißt nicht mehr, an einem Ort zu leben.“ Zudem werde die Identität heute eher in dem gefunden, was konsumiert wird.

Für eine moderne Gemeinde zog sie daraus folgende Schlüsse: Es könnten beispielsweise Gottesdienste zu unterschiedlichen Zeiten angeboten werden, Kirche müsse in ganz unterschiedlichen Netzwerken stattfinden und in unterschiedlichen Kulturen funktionieren, es müsse Kirche für Glaubensanfänger geben und Kirche für Suchende. Es gelte, die Missionsarbeit in den Fokus zu rücken und weniger die Institution Kirche oder Gemeinde, das stelle sich danach meist wie von selbst ein. Einer der Leitsätze im Englischen laute dazu: „Start with mission, and it is likely that the church will be found.“

Während eines kurzen Austauschs mit dem Nachbarn im Saal ging es danach um die Frage: „Was ist dein/euer warum?“ Haubold arbeitete im Anschluss fünf Punkte zur Mission heraus: a) Die Gute Nachricht vom Reich Gottes zu verkünden, b) neu zum Glauben gekommene Menschen fördern, c) menschlicher Not durch den liebevollen Dienst begegnen, d) ungerechte gesellschaftliche Strukturen zu verändern und e) die Schöpfung zu bewahren und zu erhalten. Für neue „freh expressions of church“ präsentierte Katharina Haubold im Anschluss drei Videobeispiele konkreter Projekte in Globig, Metzingen und in Berlin-Treptow. Letztlich fasste sie die Merkmale von „fresh X“ am Vormittag im Spannungsfeld aus missional, kontextuell, lebensverändernd und gemeindebildend zusammen.

Schon unmittelbar nach der Mittagspause und dem leckeren Essen bot sich die Gelegenheit, die gewonnen Erkenntnisse des Morgens im Seminar „Als Pionier unterwegs sein“, ebenfalls mit Katharina Haubold, zu vertiefen. Aber es war auch möglich, bei einem Wohnzimmerkonzert mit der Band „Grapes“ aus Süderbrarup dabei zu sein, die den Morgen schon musikalisch begleitet hatte. Im Seminar präsentierte die „Fresh X“-Mitarbeiterin zunächst ein Video des ehemaliger amerikanischen Leichtathleten Dick Fosbury. Als er 1968 im Hochsprung die olympische Goldmedaille gewann, war er ein Pioneer, weil er den Sport revolutionierte – mit der damals absurden Idee, rückwärts über die Latte zu springen. Fortan machten es später dann alle so. Fosbury habe damals weiter gemacht, obwohl der Erfolg ja gar nicht garantiert gewesen sei. Haubolds Fazit: „Pioniere sind irgendwie oft Leute, die nicht rein passen. Es sind oft Leute, die die unbequemen Fragen stellen.“

Sascha Urbatzka

Impressionen vom Tag in der Gemeinschaft Barmstedt

An dieser Stelle nehmen wir Sie gern noch einmal anhand einiger Fotos mit durch den Tag in der Schusterstadt. Die Bilder von der Veranstaltung haben Hartmut Stropahl und Sönke Hoffmann beigesteuert.