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Das Video des Vormittags:

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Das Video des Nachmittags:

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Rückblick: Ein Frühlingstag, der dem Thema Tod Raum gab

Wie schwer fällt es Ihnen, sich mit dem Thema der Endlichkeit des eigenen Seins bzw. des Sterbens zu beschäftigen? Ist es vielleicht so, wie es Moderatorin Jutta Nordsiek auf unserer Frühjahrstagung 2022 eingangs anschaulich verdeutlichte: Sie zeigte dem Publikum einen Kristall, den sie mitgebracht hatte. Aber zunächst glänzte er nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre. Er war völlig verstaubt und musste erst poliert werden. „So geht es vielleicht einigen Menschen mit unserem Thema. Es kann sein, dass die Kraft Gottes Staub angesetzt hat.“ Sie leitete zum Referenten Cornelius Haefele über, in dem sie ergänzte: „Er ist heute hier, um das Thema zum Leuchten zu bringen.“

Aber welchen Unterschied macht die Betrachtung, wenn Aspekte wie die Zeit, die Auferstehung und die Ewigkeit mit hineinfließen? Eingebettet in einen herrlichen Frühlingstag, nach Jahren der Pandemie, wieder in Gemeinschaft mit vielen anderen Menschen im Rahmen der Frühjahrstagung unseres Verbands, gab es eine Menge Raum, diese Gedanken in einem anderen Licht stehen zu lassen.

Sönke Hoffmann

Die inhaltliche Strukturierung übernahm am Sonntag, 1. Mai 2022, Referent Cornelius Haefele, Theologe, Berater und Therapeut (Foto re.), der für unsere Veranstaltung aus Baden-Württemberg eigens in den hohen Norden in die Gemeinschaft nach Barmstedt gekommen war. „Es ist schön und herrlich, Sie und Euch alle hier zu sehen und Verband wieder live zu leben“, so zunächst Inspektor Michael Stahl bei der Begrüßung der Anwesenden im vollbesetzten Saal. Um an dieser Stelle direkt das Ende des ereignisreichen Tages mit den Einheiten am Vor- sowie am Nachmittag und einem Seminar über die Mittagszeit vorwegzunehmen: Cornelius Haefele entließ alle Teilnehmer in den Rest des Sonntags mit dem Wunsch, als Berührte, Ermutigte und Gestärkte nach Hause gehen zu können. Zuvor bot er im Rahmen der Tagung jedem Besucher die Möglichkeit, diese Ziele dank der zahlreichen Aspekte zur Reflektion auch zu erreichen.

Am Vormittag ging der Theologe auf die Begriffe Zeit, Endlichkeit, Tod, Auferstehung und Ewigkeit genauer ein und gab biblische Grundlagen dazu weiter. Eine seiner Eingangsfragen lautete: „Wann haben Sie sich das letzte Mal, von Beerdigungen oder ggf. der Beschäftigung mit eigenen Krankheiten einmal abgesehen, mit Ihrem eigenen Tod beschäftigt?“ Auch im Bereich der Verkündigungen des Wortes Gottes sei das Thema seiner Meinung nach in den vergangenen Jahren eher selten geworden. Dabei sei aber allein schon der erste Begriff, die Zeit, besonders spannend, weil er auch heute noch physikalisch und philosophisch Rätsel aufgebe. Der Mensch hat keinerlei Einfluss auf die Zeit, alles ist ihr unterworfen. In Bezug auf die Bibel ebenfalls ein interessanter Punkt: War die Zeit schon da, als Gott die Welt erschaffen hat? Oder hat Gott selbst die Zeit in Gang gesetzt?

In diesem Zusammenhang ging Haefele auch auf Unterschiede in den Begrifflichkeiten genauer ein, die die weiteren Aspekte zum Thema Zeit in der Bibel betreffen: So ist ein Zeitpunkt von einer Zeitspanne zu trennen. Der griechische Begriff „kairos“ bezeichne einen Punkt im Hier und Jetzt, während „chronos“ eher einen Zeitablauf meine. Auch den aus dem Hebräischen stammenden Begriff „olam“ (Ewigkeit) im Alten Testament brachte er zur Sprache. Hingegen sei im Neuen Testament später auch von verschiedenen Äonen die Rede. Letztere würden sich unbegrenzt in die Vergangenheit und Zukunft erstrecken, seien aber zugleich in Abschnitte eingeteilt. Als Christen befinden wir uns hierbei genau zwischen dem ersten (Schöpfung) und zweiten Äon (neuer Himmel und neue Erde). Was letztlich sein wird, könne natürlich niemand sagen. „Vielleicht sind die Zeit und Gott sogar das Gleiche? Vielleicht löst sich die Zeit sogar – wie eine Brausetablette – in Gott auf und er wird am Ende die Unbegrenztheit sein?“

Eine Säule des christlichen Glaubens ist auch die Tatsache, dass Jesus im Rahmen seines irdischen Seins seine Macht über den Tod bewiesen hat. Hieraus ergibt sich für die weitere Betrachtung, wohin die Reise am Ende geht, eine große Spannung, die zwischen dem „Schon jetzt“ und dem „Noch nicht“ liegt. Als Christen sind wir mit einer grandiosen Perspektive unterwegs, wir sind schon jetzt vom Tod befreit (Hebräer 2,15).

Wir sind zugleich aber auch der Vergänglichkeit noch nicht entronnen und noch nicht in Gottes Herrlichkeit angekommen. Und wie sieht die Ewigkeit nach dem Tod überhaupt aus? Hier riet Haefele zu einer vornehmen Zurückhaltung. Eine große Frage, die auch über viele bildhafte Hinweise in der Bibel ohne Weiteres nicht geklärt werden könne. Wie solle eine Welt ohne Zeit erklärt werden, wenn man in einer Welt lebe, die nur über die Zeit funktioniere? Der Theologe verglich diesen Aspekt mit dem Blick durch ein Schlüsselloch: Jemand, der unsere Welt gar nicht kennt, schaut hindurch, und muss unsere Abläufe mit Worten beschreiben, die in seiner Welt gar nicht existieren. Die Sache sei einfach enorm komplex. Fakt sei allerdings auch: „Als Christen sind mir mit Perspektive unterwegs. Wir sind unterwegs zum Leben und zur Freude, unterwegs zum Vater und zur Gemeinschaft mit Christus. Wir sind unterwegs nach Hause.“

In der Einheit am Nachmittag erweiterte Haefele die Begrifflichkeiten um das Wort Heimweh. „Wo ist bloß das Heimweh hin?“ fragte er im Hinblick auf die Sehnsucht nach dem Himmel. Auch hier sei das Spannungsfeld durchaus groß. Denn Heimweh könne nur vorhanden sein, wenn man etwas kenne und wisse, wie es einem guttue. In Bezug auf den Himmel könne aber ja niemand sagen: „Es war sehr schön da!“ Umkehrt: Ist es überhaupt im Sinne Gottes, Heimweh dorthin zu haben? Schließlich hat er uns doch auf diese Erde geschickt und möchte ja, dass wir dieses Leben leben. Wer aber letztlich erreichen möchte, dass sein Heimweh diesbezüglich zurückkehrt, für den hatte Haefele am Ende der Frühjahrstagung 2022 noch eine ganz praktische Antwort parat: Die Bibel aufschlagen, sich dafür in der Hektik des Alltags die Zeit nehmen und durch das Lesen dieses Heimweh erzeugen.

Sascha Urbatzka

Impressionen vom Tag in der Gemeinschaft in Barmstedt.

In unserer Fotogalerie haben wir Ihnen zahlreiche Impressionen von unserer Frühjahrstagung 2022 zusammengestellt, die nach der pandemiebedingten Pause endlich wieder stattfinden konnte. Die Fotos von den verschiedenen Einheiten am Vor- und am Nachmittag sowie von den vielen Gelegenheiten zwischendurch hat wieder Sönke Hoffmann beigesteuert – vielen Dank dafür.