VG Herbsttagung 2018 – Rückblick

Was darf die Bibel?

Dankbar erinnern wir uns an die VG-Herbsttagung im Elmshorner Gemeinschaftshaus im November 2018 zurück. Dieses Mal kam der Referent aus Württemberg: Dr. Clemens Hägele, der Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses in Tübingen. In diesem spendenfinanzierten Studienhaus wohnen 95 Theologiestudenten und werden ergänzend zum Universitätsstudium durch eine Handvoll Studienleiter darin unterstützt, persönlichen Glauben und wissenschaftliche Theologie zu vereinbaren.

S. Hoffmann

„Was darf die Bibel?“
– so lautete das Thema der Tagung. Der Vortrag am Vormittag trug den Titel „Als Nachfolger von Jesus die Bibel lesen“. Die Bibel weist auf Jesus hin. Ohne ihn hätte die Heilige Schrift keine wichtigen Inhalte mehr (so Martin Luther). Diese Erkenntnis nützt aber wenig, wenn man zwar die Bibel verehrt, aber nicht tut, was sie sagt. Die Bibel ist die Richterin über unser Denken. Als ihre Schüler sollen wir sie hören und bereit sein, uns von ihr in Frage stellen und verändern zu lassen. Gerade bei den Aussagen, die wir nicht verstehen, weil sie nicht in unser System passen, sollen wir sie ausreden lassen. Dazu gehört immer die Frage: Was genau steht da in dem Text, mit dem wir uns gerade befassen? Dabei ist es wichtig, den gesamten Textzusammenhang zu beachten. Jeder Mensch hat einen eigenen Zugang zu Jesus. Man soll seine eigenen Erfahrungen nicht verallgemeinern. Mancher befürchtet, alles glauben zu müssen, was in der Bibel steht. Diese Angst ist unbegründet, denn Glaube im Sinn von Hingabe kann man nicht fordern oder erzwingen. Glauben zu können ist ein Geschenk. um das man aber bitten kann. Auch wenn die Autoren der biblischen Schriften durch den Heiligen Geist inspiriert sind, sieht man an ihnen überall so etwas wie menschliche Fingerabdrücke. Die Persönlichkeit der Schreiber wurde nicht ausgeschaltet, sondern geheiligt. Gerade das Menschliche in der Bibel ist ein Beleg für die Größe von Gottes Geist.

In der Mittagspause wurde den gut 200 Teilnehmern vom bewährten Küchenteam wieder ein sehr schmackhaftes Essen serviert, sowie die Gelegenheit für viele gute Gespräche genutzt. Am Nachmittag ging Clemes Hägele der Frage nach: Gibt es vernünftige Gründe, weshalb die Bibel in bestimmten Bereichen keine Autorität haben sollte? Während man sich einig ist, dass die Bibel einen besonderen Rang hat, herrscht Uneinigkeit, wenn es um die Konsequenzen geht. Da die Bibel hauptsächlich von Jesus redet, ist die Antwort davon abhängig, wer dieser Jesus ist. Durch seinen Tod gibt uns Jesus ein neues Leben, das wir gestalten sollen. Viele Beispiele zeigen: Die gute Nachricht von Gottes Liebe ist bei ihm immer verbunden mit dem Ruf zur Umkehr. 50 Prozent des neuen Testaments handeln davon, wie man leben soll. Wenn es sich auch um alte Texte handelt, so sind sie deswegen noch lange nicht ungültig. Es gibt in der Tat Anweisungen, die für ganz bestimmte Situationen in der damaligen Zeit gedacht sind; viele Sätze haben ihre Gültigkeit aber nicht verloren. Viele Gebote gehen sogar vom alten ins neue Testament über.

Im letzten Teil „Was Christum treibet“ ging es um ein Luther-Zitat, das in der Gegenwart meist sachfremd und gegen die ursprüngliche Absicht ins Gespräch gebracht wird. In der Tat haben wir biblische Bücher, in denen es zentral darum geht, wer Jesus ist, was er für uns getan hat und tut und was das für jeden von uns persönlich zu bedeuten hat. Und es gibt andere Texte im alten und neuen Testament, die nicht in dieser Weise von Jesus reden. Das bedeutet aber nicht, dass sie deswegen nicht zur Bibel gehören dürften oder für uns keine Bedeutung hätte. Ganz im Gegenteil: Gerade die Texte, die vom Anspruch reden, den Gott an unser Leben stellt, machen seinen Zuspruch der Gnade und Liebe erst sinn- und wertvoll.

Hartfried Böttcher

Impressionen vom Tag in der Gemeinschaft Elmshorn

Fotograf Sönke Hoffmann aus Elmshorn hat die gesamte Herbsttagung unseres Verbandes in Bildern festgehalten. Unten finden Sie eine kleine Auswahl mit Impressionen von der Veranstaltung. Klicken Sie doch einfach einmal durch die Bilder – viel Spaß!